© Suling & Zenk GbR / Erstellt am 27.04.2024 - 03:09 Uhr

DORMAGO

"Chef für 1 Tag": Ulrich Leuschner kam mit Schlips in Santander-Rot

08.06.2009 / 13:22 Uhr — duz

Premiere für Ulrich Leuschner: Der neue Vorstandsvorsitzende der Santander Consumer Bank besuchte heute das Norbert-Gymnasium Knechtsteden (NGK), um dort mit dem Kurs der „Academy for Junior Managers“ über sich und das Unternehmen zu sprechen. Weil es sein erster Auftritt im Rahmen der Aktion „Chef für 1 Tag“ ist, hat er sich den Schlips in Santander-Rot angezogen. „Den ziehe ich nämlich immer an einem Festtag an.“

Eigentlich wäre Andreas Finkenberg nach Knechtsteden gekommen, doch der hatte im April überraschend aus persönlichen Gründen die Führung der Santander Bank aufgegeben. „Ich bin jetzt 51, da war es eigentlich nicht mein Lebensziel, den Vorsitz zu übernehmen“, verrät Leuschner. Doch der Stellvertreter war erste Wahl und musste sich sechs Wochen nach seinem Amtsantritt konsequenterweise auch den Schülerinnen und Schülern stellen.

Die haben sich gut vorbereitet, stellen allgemeine und tiefer gehende Fragen. Bei den Antworten vermeidet Leuschner eher die rigorose Festlegung. So bei der Frage nach hohen Managergehältern: „Als ich Student war und 400 Mark monatlich verdiente, fühlte ich mich wie ein König. Man muss eben immer den Einzelfall sehen und fragen, was ist angemessen.“ Der Staat müsse sich nicht in alle Dinge einmischen, sagt Leuschner und erklärt, dass die Santander Bank prinzipiell keine Staatsmittel in Anspruch nehmen werde. Die deutsche Tochter des spanischen Banco Santander verstehe sich im Übrigen mehr als Kreditfabrik: „Wir stellen keine eigenen Produkte her sondern stellen Produkte anderer, zum Beispiel Bausparkassen, ins Regal.“ Was „seine“ Bank von anderen Banken abhebt? „Nicht die Großen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen“, bemüht Leuschner einen Spruch des ehemaligen BMW-Chefs Eberhard von Kuenheim, um die Unternehmenseinstellung zu verdeutlichen.

Der Besuch am NGK war nur ein Teil des Projekts „Chef für 1 Tag“, für das sich 270 Schulen beworben haben, aber nur neun den Zuschlag erhielten. Das NGK schon zum zweiten Mal, damals war Klaus Zumwinkel an der Schule. „Ich hoffe, das ist kein schlechtes Omen“, erinnerte heute Frank Pöpsel an den Werdegang des Ex-Post-Chefs. Der Chefredakteur von „Focus-Money“ erklärt, dass dieses Projekt inzwischen Ausmaße fast schon vergleichbar mit „Jugend forscht“ angenommen habe. Das Wirtschaftsmagazin hat zusammen mit der Stiftung Lesen und mehreren Großunternehmen die Schulaktion gestartet.

Es sei ein Baustein, mit publizistischen Mitteln eine Brücke zwischen der nächsten Generation und der Wirtschaft zu schlagen: „Wir bieten unserer künftigen Elite Zugang zu Informationen aus erster Hand.“ In einem zweitägigen „Management Audit“ mit Headhuntern erhalten Schüler der ausgesuchten Kurse wichtige Hinweise dazu, was Unternehmen neben guten Schul- und Studienzensuren erwarten. Aus jedem Kurs wird als Ergebnis des professionellen Ausleseverfahrens eine Schülerin oder ein Schüler „Chef für 1 Tag“. Auf die Auswahl darf man gespannt sein, schon jetzt sitzen schließlich Jung-Unternehmer wie Benedikt Wollschlaeger im AJM-Kurs. Der Abiturient hatte sich bereits als 16-Jähriger selbständig im Bereich Online Marketing gemacht.

NGK-Schulleiter Josef Zanders und Betreuungslehrerin Kathrin Kessen stellen erneut heraus, dass es für das Konzept der AJM besonders wichtig ist, Kenntnisse praxisorientiert zu vermitteln: „Gespräche mit Führungskräften der Wirtschaft sind sicher eine hervorragende Möglichkeit, authentische Einblicke in ein Wirtschaftsunternehmen zu erhalten.“

Das untere Bild zeigt von links: Kathrin Kessen, Josef Zanders, Ulrich Leuschner und Frank Pöpsel. Fotos: Detlev Zenk Pressefotos