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DORMAGO

„Engel der Kulturen“ für das Raphaelshaus

04.11.2016 / 11:15 Uhr — Raphaelshaus / bs

Dormagen. Auf der Suche nach einem Symbol für die Gruppe der unbegleiteten Flüchtlinge, der Abrahamgruppe, stieß der Leiter des Raphaelshauses Hans Scholten auf das Kunstprojekt „Engel der Kulturen“ der Künstler Gregor Merten und Carmen Dietrich. Ideal verknüpft deren Skulptur die gemeinsame Wurzel der drei Weltreligionen des Judentums, des Christentums und des Islam. Alle drei Religionen berufen sich auf den Stammvater Abraham.

In der Schule und in den Gruppen wurde das Projekt wochenlang mit inhaltlichen und künstlerischen Elementen vorbereitet. 200 Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie externe Gäste nahmen dann in der vergangenen Woche an diesem multireligiösen Projekt unter der Leitung von Professor Dr. Joachim Windolph teil.

Alle trafen sich am Reitstall und von dort startete eine Prozession in Begleitung von Tieren der Einrichtung über den Raphaelsweg. Vorneweg rollte mit Hilfe von Kindern und Jugendlichen die große Stahlskulptur. An drei exemplarischen Stellen wurde sie auf den Boden gelegt und mit weißem Quarzsand ausgefüllt. Wieder aufgenommen hinterließ sie eine Bodenintarsie mit dem Symbol des Engels und dem Davidstern, Kreuz und Halbmond.

An der ersten Station, an der auch der Stolperstein für den ermordeten jüdischen Jungen Rudi Euteneuer liegt, gedachten die Anwesenden des Judentums. Worte aus der Tora und ein jüdisches Lied bekräftigten die Verbundenheit zu den jüdischen Wurzeln und der monotheistischen Pionierleistung der jüdischen Religion. Die zweite Station galt dem Christentum. Vor dem Haupthaus und in der Nähe des Mühlsteinbrunnens liegt nun das zweite Sandsymbol. Das Gebet der Christen, das „Vater unser“, ein Abschnitt aus dem Neuen Testament und ein Lied bekräftigten auch hier wieder das Gedenken. Die dritte Station war die Abrahamgruppe selbst. Junge Syrer und Afghanen sprachen Gebete aus dem Koran in der Muttersprache und übersetzten sie für die Anwesenden auf Deutsch.
Höhepunkt und Abschluss war die Verlegung eines dauerhaften Bodenreliefs auf dem Schulhof. Dazu erklärt Scholten: „Die Künstler schenken uns ein Symbol, welches wie kein zweites zu unserer Flüchtlingsgruppe und zu unserem Leben im Raphaelshaus passt.“

Es ist Tradition der Künstler, dass jeweils der Engel der Kulturen für die nächste Station (Bocholt am 15.11.) mit dem Schneidbrenner aus einer Stahlplatte ausgeschnitten wird. An diesem symbolischen Akt beteiligten sich Mädchen und Jungen genauso wie Gäste, Pädagogen und Leitungskräfte der Einrichtung. Für alle war es ein bewegender Augenblick, als der Engel der Kulturen mitten auf dem Schulhof in den Boden verlegt wurde. Ein Mahnmal für alle Zukunft in einer nervösen Zeit an die Gemeinsamkeiten der Religionen zu erinnern.

 

Fotoquelle: Raphaelshaus

Pressefotos
Stahlrad und Sandintarsie
Stahlrad und Sandintarsie
Gregor Merten verlegt die Bodenintarsie
Gregor Merten verlegt die Bodenintarsie
Der neue Engel für die Stadt Bocholt wird ausgeschnitten
Der neue Engel für die Stadt Bocholt wird ausgeschnitten