© Suling & Zenk GbR / Erstellt am 25.04.2024 - 17:18 Uhr

DORMAGO

Naturspektakel beeindruckt Auswanderer

28.01.2018 / 13:59 Uhr — Wilma Mehl

Wie geht es denn eigentlich den Auswanderern in Kanada? Welche Kälte muss die Ex-Dormagener Familie Mehl in diesem Winter ertragen? Dormago fragte bei Wilma Mehl nach und erhielt eine interessante Beschreibung der Situation im Umfeld von Corunna und Sarnia - rund 280 Kilometer westlich von Toronto.

"Beinahe wären wir diesmal nicht mit einer weißen Weihnacht verwöhnt worden. Aber passend zum Heiligabend fing es an zu schneien und wir hatten die Möglichkeit, nach unserem typisch deutschen Festtagsmahl (Braten, Rotkohl, Klöße) und der anschließenden Bescherung die weiße Pracht zu bestaunen. Der zehn Zentimeter hohe und glitzernde Neuschnee lud förmlich zu einem nächtlichen Spaziergang ein. Nach Weihnachten ging es mit den Temperaturen stetig bergab. Einmal mehr ist uns bewusst geworden, dass man in gutes Schuhwerk und warme Klamotten ein wenig investieren sollte, wenn man in Ontario wohnt. In der Nacht lagen die Minustemperaturen teilweise bei -35 Grad! Erstaunlicherweise kam uns das gar nicht so kalt vor, da es zumeist windstill war. Unsere Region kam noch mit einem blauen Auge davon, wenn man die Temperaturen zum Beispiel in der Provinz Alberta beobachtet.

Auf der Neujahrfeier bei Freunden haben wir gemerkt wie sehr unser Sohnemann Collin zum kleinen Kanadier heranwächst. Bei -17 Grad versammelten sich die Kinder und es wurde auf der Eisfläche im Garten erstmal für mehrere Stunden (Eis-)Hockey gespielt. Es ist hier durchaus üblich, dass die Kanadier sich ihre eigene Eishockeyfläche auf ihren Grundstücken erschaffen, teilweise sogar mit Toren und Flutlicht.

Nach zwei Wochen Weihnachtsferien fing inzwischen wieder die Schule an. Der erste Schultag fiel freilich aus - schneefrei. Die Information darüber wird offiziell im Radio, per App oder im Internet mitgeteilt. An diesen Tagen dürfen die Kinder zu Hause bleiben, weil die Schulbusse nicht fahren können. Hitzefrei gibt es hingegen nicht, obwohl unsere Sommer konstant heiß sind. Alle Gebäude sind klimatisiert.

Wir konnten in diesem Winter diverse Wetterphänomene beobachten. Eishagel, Schneestürme und extremer Nebel - verursacht durch plötzlich warme Luft, die auf extrem kalte Schneemassen trifft. Besonders beindruckend äußerte sich die Natur entlang des St. Clair Rivers in Sarnia. Extrem starke arktische Winde hatten die noch nicht zugefrorenen Teile des breiten Flusses aufgewirbelt und das Wasser erstarrte entlang der Uferpromenade. Parkbänke, Laternen und Bäume wurde mit einer Eisschicht überzogen. Unwillkürlich wurde die winterliche Märchenlandschaft zur neuen Touristenattraktion und Menschenmassen kamen mit Kameras, um das beeindruckende Naturspektakel zu fotografieren. Die Kinder waren begeistert und fühlten sich stark an den Disneyfilm "Die Eiskönigin" erinnert.

Eine Woche später war der Zauber nicht mehr da. Und bei einstelligen Plusgraden sind auch die letzten Schneemassen geschmolzen. Bei +5 Grad begegnet man dem ein oder anderen Kanadier, der im T-Shirt oder in kurzen Hosen umherläuft. Auf dem Fluss sehen wir dem Treiben vereinzelter Eisschollen zu. Sie kommen hoch aus dem Norden vom Lake Huron. Vom Frühling sind wir noch weit entfernt. Normalerweise steigen die Temperaturen erst im Mai stetig an - manchmal springen wir sofort vom Winter in den Hochsommer. Tulpen und Schneeglöckchen im Mai oder noch später sind also keine Seltenheit."

 

Fotoquelle: privat

Pressefotos
Wilma Mehl auf der Eisbank
Wilma Mehl auf der Eisbank
Die Eisbank unterhalb der Brücke, die von Kanada in die USA führt
Die Eisbank unterhalb der Brücke, die von Kanada in die USA führt
Wilma Mehl und die winterliche Märchenlandschaft
Wilma Mehl und die winterliche Märchenlandschaft
Ein abendlicher Schneetest von Wilma und Collin Mehl
Ein abendlicher Schneetest von Wilma und Collin Mehl
Ein interessanter Blick auf die vereiste Landschaft
Ein interessanter Blick auf die vereiste Landschaft