© Suling & Zenk GbR / Erstellt am 28.03.2024 - 19:27 Uhr

DORMAGO

Spendensammlung für Erhalt der Glaskunst

07.06.2018 / 0:35 Uhr — Dormago

Dormagen. Es dauerte eine Weile bis Helmut Garritzmann eine Antwort auf seine Frage erhielt. Was denn die Stadt unternehme, um die vier (von insgesamt zehn) noch vorhandenen Glasfenster von Otto Andreas Schreiber in der Aula des Bettina-von-Arnim-Gymnasiums zu erhalten, fragte der ehemalige Kunstlehrer der Schule im städtischen Kulturausschuss. Im Prinzip nichts, lautete die Antwort von Kulturdezernentin Tanja Gaspers. Die Höhe der Kosten und der Bauzeitenplan würden gegen den Erhalt sprechen. Immerhin sei die Problematik seit zwei Jahren bekannt. Möglicherweise. Tatsächlich aber herrscht Schweigen auf die Frage, ob die Mitglieder des Kulturausschusses denn tatsächlich die Bedeutung der Glasbilder frühzeitig erkannt haben. Nach längerer Diskussion wurde immerhin ein Prüfauftrag erteilt, der mögliche Rettungschancen aufzeigen soll.

"Der Umgang mit unseren Kulturgütern ist unerträglich. Wöchentlich treffen bei uns neue Nachrichten der Zerstörung ein", beschreibt Dr. Annette Jansen-Winkeln von der Europäischen Akademie für Glasmalerei die Situation. Beim Thema Glasmalerei sind oft auch die Denkmalschützer keine große Hilfe - die Glasmalerei spielt bislang beim Denkmalschutz eher selten eine Rolle. Jansen-Winkeln hofft, dass die im April durchgeführte große Tagung und "die sich daraus ergebenden Gespräche zu einem Umdenken führen werden." Einher geht mit diesem Wunsch das konkrete Angebot an die Stadt Dormagen, die noch vorhandenen Glasfenster im Mönchengladbacher Depot der Stiftung vor einer weiteren Verwendung zwischenzulagern. Die Gesamtkosten könnten damit erheblich reduziert werden, hält Tanja Gaspers auf Anfrage von Dormago für möglich. Dabei ist Annette Jansen-Winkeln auch der Auffassung, dass die bisherigen Angebote zum Erhalt der Glasfenster "völlig überzogen und unrealistisch" waren. Ein Betrag in Höhe von 50.000 Euro könne eigentlich nur in Betracht kommen, wenn man die komplette Fensterwand erhalten wollte. Doch das war nie gewollt und ist aufgrund der schon erfolgten Zerstörung nicht mehr notwendig.

Im Kulturausschuss sprachen sich vor allem Joachim Fischer und Reinhard Rehse (beide SPD) sowie Martin Pehé (Bündnis 90/Die Grünen) für den Erhalt der Glaskunst aus. Fischer: "Egal ob bei Profan- oder Sakralbauten, Glasmalerei stellt immer ein Zeugnis der Kulturgeschichte dar. Nicht umsonst wurde damals ein Künstler beauftragt, die Glasfenster der Schulaula zu gestalten. Der billigere Weg wäre damals die Wahl von Glasbausteinen gewesen, die zudem noch tragende Funktion gehabt hätten." Nach der teilweisen Zerstörung habe die Glasmalerei bereits den Zustand eines Ensembles verloren. "Es gilt zu retten, was zu retten ist. Eine weitere Zerstörung würde einem Kunstfrevel gleichkommen."

Sammlung für die Rettung der letzten Glasbilder
Noch in der Sitzung des Kulturausschusses hat Fischer erklärt, dass er sich selber zur Rettung der Glasfenster einbringen wolle. Zusammen mit dem Engagement von Helmut Garritzmann und seinem Kollegen Dieter Frankenstein stehen damit bereits 2500 Euro zur Verfügung. Die beiden Kunsterzieher betonen: "Nach unserer Auffassung handelt es sich bei den Arbeiten von Otto Andreas Schreiber um wertvolle künstlerische Ausdrucksformen eines gymnasialen Selbst-Verständnisses der 60er Jahre. Die Bildfiguren, die O. A. Schreiber für die Fensterfront der Aula des Städtischen Gymnasiums entworfen hat, zeigen seine eigenwillige Deutung antiker Musen, mit denen die Aula als Raum der Kultur, des Geistigen, des Bildsamen und Nachdenklichen, des Musischen eben, künstlerisch zu einer besonderen Stätte des Feierlichen ausgestattet werden sollte."

Garritzmann und Frankenstein haben in einer jetzt gestarteten Initiative ein doppeltes Anliegen: "Angesichts einer zunehmenden Wegwerfkultur muss es gerade einer Schule, die um das Wachsen einer anderen Haltung bei Schülern bemüht ist, darum getan sein, nicht nur Dinge des Atltags lange zu erhalten, sondern gerade auch solche Kunstwerke, die eine besondere Entstehungsgeschichte und künstlerische Ausdrucksform repräsentieren." Und im Falle der Fenster O. A. Schreibers "finden wir nicht nur eine außergewöhnliche Idee realisiert sondern auch in den gewählten Ausdrucksformen eine für Dormagen ausdrucksstarke und einmalige Kunstform geboten." Die große Sorge: "Die noch vorhandenen Fenster und damit repräsentative Kunstwerke der Stadt Dormagen werden wegen fehlender Gelder im Müllcontainer verschwinden, wenn nicht eine zügige und durchschlagende Aktion dem Treiben Einhalt gebietet."

Fischer, Garritzmann und Frankenstein hoffen jetzt, dass sich unter anderem auch ehemalige Lehrer und Schüler des Dormagener Gymnasiums mit Spenden am Erhalt der letzten Bilder beteiligen. Entsprechende Spendenbescheinigungen können ausgestellt werden. Zunächst genüge eine verbindliche Zusage mit einem verbindlichen Spendenbetrag per E-Mail, damit der Stadt ein fester Betrag in Aussicht gestellt werden kann. Die Antwort müsse innerhalb der nächsten Woche erfolgen: "Wir hoffen auf die Bereitschaft zu helfen, die wirklich einzigartigen Glaskunstwerke im weiten Umkreis durch diese Spendenaktion retten zu können."

Rückmeldungen per Mail werden erbeten an Dieter Frankenstein oder Helmut Garritzmann.

Ein weiterer Bericht auf Dormago

 

Fotoquelle: Stadt Dormagen

Pressefotos
Es geht im Wesentlichen um den Erhalt dieser Glasfenster
Es geht im Wesentlichen um den Erhalt dieser Glasfenster